Montag, 16. Juli 2012

HAMBURGS JUNGDESIGNER PART III: HAW MODENSCHAU A+

Junges Modedesign in Hamburg ist rar, umso mehr freute ich mich auf die Modenschau der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, kurz HAW, die am Samstagabend im Börsensaal, der sich mit seinen eisblauen und weißen Rundbögen als eine wunderschöne Location erwies, stattfand. Drei Semesterprojekte unter den Titeln „The Return of the Black Regent“, „Tabu“ und „Materialism“ und die Präsentationen von 24 Bachelor-, Diplom- und Masterkollektionen standen auf der Agenda. Was mir fehlte: Die Innovation, frische Ideen, Kollektionen, die den Grad zwischen Tragbarkeit und Kunst treffen und einem Gesamtkonzept folgen,  eine begründete Materialwahl, die Entwicklung von eigenen Prints und neuen Farbkonzepten. Zwischen viel zu vielen tiefhängenden, grauen Jerseyhosen, Kylie-Minogue-Gedächniskapuzen, Dessous, H&M-Leggings und Styroporkleidchen, fand ich sie dann aber doch noch, eine Top 3:


Verso von Annelie Schubert
Ein mintfarbener Wollmantel, der fast bis zum Boden reicht, ein azurblauer Organzastoff, der sich über ein dunkelrotes Bustier legt und ein verschlungener Pulli, der die Hände verschwinden lässt – für ihre Bachelorkollektion „Verso“, was soviel wie Rückseite oder Unterseite heißt, hat die HAW-Studentin versucht soziologische und kunsthistorische Überlegungen zur Materialwahrnehmung auf den Bereich des Modedesigns zu projizieren. Materialeigenschaften werden als zentraler Gestaltungsfaktor für die Vermittlung emotionaler Erlebniswerte verstanden und standen beider Entwicklung ihrer Kollektion im Zentrum.



Poetic  Real(is) von Lena Van Leuvensteijn
„Poetic Real(is)m“ heißt die Diplomkollektion von Lena Van Leuvensteijn mit der sie diese Zeile von Richard R. Powell zitiert: „Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie.“ Die Kollektion soll die Poesie im Hier und Jetzt beschreiben. So wirken ihre Kreationen zunächst schlicht: Seidenblusen treffen auf Röhrenschnitte, kurze Blousons auf Bundfaltenhosen uns Blazer auf Tops. Schaut man genauer hin, entdeckt man aufwendige Kreppstrukturen, feine Materialunterschiede an den Hosen und eine poetische Farbzusammenstellung bei der ein kräftiges Rosé auf Senf und Beige auf Altrosa trifft.




Vom Winde verweht von Scarlett Langhorst
Bei der kurzen Erläuterung von der Kollektion„Vom Winde verweht“ von Scarlett Langhorst bin ich sofort hängengeblieben. Sie nahm ein kurzes Gespräch mit einer fremden Person zum Anlass ihres Designs.

„Und wie heißt du?
Scarlett.
Entschuldigung?
SCARLETT.
Ach, Scarlett! Wie Scarlett O’Hara in vom Winde verweht?“

Das erste Model schritt im modernen Rotkäppchen-Stil über den Laufsteg: ein hellblaues, knielanges Kleid, ein blutroter capeartiger Mantel, rotes Haar und quietschorange Wedges. Rüschenkragen und Colliers à la O’Hara wurden durch hölzerne, halbe Wäscheklammern ersetzt, die sich zu kragenartigen Ketten und Armreifen zusammenschlossen. Ein wiederholendes Element, das zum Bubikragen und A-Linien-Rock kombiniert wurde und skulpturale Westen und Röcke formte.

 

Auch bei den Projektarbeiten und in einzelnen Looks tauchten immer wieder interessante Ansätze auf. Ein paar Impressionen:



Bildcredits: Katharina Charpian
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