Mittwoch, 05. Februar 2014

KRASS, KULTUR-CRASH-FESTIVAL

Vom 5. bis 15. Februar auf Kampnagel
KRASS, das Kultur-Crash-Festival auf Kampnagel, geht in die zweite Runde. Im Februar lässt der bosnische Regisseur und Festival-Kurator Branko Šimić wieder unterschiedliche Kulturen in Theater- und Tanzstücken, Performances, Konzerten, Filmen und Diskussionen aufeinander prallen. Das Phänomen der Migration und die Frage nach dem Umgang mit ihr durchziehen das Programm. KRASS 2014 will das „ideologische Vakuum“, das die Prozesse der Globalisierung hinterlassen haben, füllen und eine gesellschaftliche Vision entwickeln.
Eröffnet wird das Festival mit der Uraufführung ABGRUND, dem neuen Werk des KRASS-Festival-Kurators Branko Šimić, der selbst aus dem ehemaligen Jugoslawien geflohen ist. Inspirieren ließ er sich von Werk und Weltanschauung der libanesischen Künstlerin Etel Adnan. Mit einer explosiven Mischung aus szenischen, choreografischen und musikalischen Elementen stellt sich ABGRUND auf kompromisslose Weise gegen Nationalismus und Xenophobie.

God`s Entertainment, die auf Kampnagel zuletzt mit dem HUMAN ZOO beim LIVE Art Festival für Furore sorgten, haben sich diesmal die Figur des Gastarbeiters vorgenommen. Statt um 6 Uhr morgens auf dem Arbeiterstrich bieten die illegalen Einwanderer in der Performance CLEANING, BABYSITTING, I HELP IN THE HOUSE – 7 EURO! ihre Dienste abends im Theater an.

Nach der so erfolgreichen Uraufführung in der letzten Spielzeit nimmt die transnationale Performance-Gruppe HAJUSOM ihr Musiktheaterstück PARADISE MASTAZ wieder auf. Die jugendlichen Flüchtlinge lassen Puppen als Protagonisten von Tourismus und Migration zur Live-Musik von Viktor Marek und Knarf Rellöm tanzen und demontieren dabei Klischees und Projektionen.

Der Künstler Panaibra Gabriel Canda kommt mit dem Tanzstück TIME AND SPACES aus Mosambik. In seinen Bewegungen spiegelt er die Zerrissenheit des Landes seit der Unabhängigkeit von Portugal, begleitet von der Musik des Gitarristen Jorge Domingos.

Der Schwerpunkt KRASS ISTANBUL dreht sich um die Gezi-Park-Proteste des Sommers 2013, die sich bald zum landesweiten Widerstand gegen die AKP-Regierung ausweiteten. Istanbul-Expertin Martina Priessner zeigt hierzu ihren Film EVERY DAY I AM CAPULING, der aus Found-Footage Material besteht, das Aktivisten ins Internet gestellt haben. Die türkische Band BABA ZULA wird auf dem Festival nicht nur ein Konzert geben, sondern auch über ihre Rolle bei den Protesten berichten. BABA ZULA , die durch die Filmmusik zu Fatih Akins Crossing the bridge in Deutschland bekannt wurden, unterstützten die Demonstranten von Anfang an.

Während des gesamten Festivals ist für das Publikum das REFUGIUM geöffnet: Die Installation einer mongolischen Jurte lädt die Besucher mit einem Programm aus Performances, Parties, Lesungen und vielem mehr ein, Grenzen und Ideologien hinter sich zu lassen.

Zum Programm.

Foto: God`s Entertainment, © Christopher Hewitt

KAMPNAGEL